Archiv für den Monat Mai 2012

Der Knochenbrecher (Chris Carter)

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In L.A. wird in einem verlassenen Schlachthaus eine Frauenleiche gefunden, deren Mund und Vagina zugenäht wurden. Bei der Obduktion wird eine kleine Bombe im Unterleib der Frau gefunden, die explodiert und weitere Todesopfer fordert. Robert Hunter und Garcia ermitteln wieder.

Robert Hunter ist wieder zurück und mit ihm ein besonders kranker Serienmörder. Gerade Frauen werden beim Lesen garantiert mehrmals zusammenzucken. Nicht nur, dass die Morde besonders grausam sind, auch die Art wo und wie der Mörder seine Opfer in seine Gewalt bringt, nährt die Ängste der Leser. Manche Gruselgeschichte, die im Lagerfeuer erzählt wird, wird hier wahr.

Wie bereits bei den beiden vorherigen Thrillern schafft es Chris Carter meisterlich, seine Leser ins Buch zu fesseln. Fast jedes Kapitel endet mit einem Cliffhanger, so dass doch noch schnell ein Kapitel gelesen werden muss, obwohl eigentlich längst Schlafenszeit wäre. So sitze ich jetzt hier und schreibe mit müden Augen diese Zeilen.

Wer sich übrigens den deutschen Titel „Der Knochenbrecher“ ausgedacht hat, muss ein ganz anderes Buch gelesen hat. Der Mörder geht zwar in keinster Weise zimperlich mit seinen Opfern um, aber ihre Knochen bricht er ihnen nicht.

Insgesamt gefiel mir „Der Knochenbrecher“ besser als der zweite Teil. Wenn ich eine kleine Kritik äußern muss, dann die, dass Robert Hunter etwas zu perfekte Fähigkeiten als Ermittler hat. Ganz zufällig kann er auch Lippenlesen, was ihm bei diesem Fall mehrmals weiter hilft.

Sterne: 4,5 von 5

Mission Munroe – Die Touristin (Taylor Stevens)

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Vanessa Munroe ist darauf spezialisiert, für ihre Klienten ausführliche Berichte über Länder, Regionen, … zusammenzustellen. Aufgrund ihrer ungewöhnlichen Vergangenheit bekommt sie den Auftrag, eine junge Frau wiederzufinden, die vor vier Jahren auf einer Reise durch Zentralafrika spurlos verschwand.

Vanessa Munroe ist eine ungewöhnliche Heldin. Sie kann über zehn Sprachen fließend sprechen, ist tödlich im Kampf mit Messern und auf emotionaler Ebene sehr beschädigt. In gewisser Weise fühlte ich man an Lisbeth Salander aus Stieg Larsons Trilogie erinnert, ebenfalls eine starke Frau mit außergewöhnlichen Fähigkeiten. Stückchenweise erfährt der Leser mehr über Munroes Kindheit in Afrika und die Gründe für die Entwicklung ihrer Persönlichkeit. Leider gelingt es Taylor Stevens nicht immer, eine emotionale Bindung zwischen Leser und Munroe aufzubauen. Trotz allem blieb sie mir fremd und ich konnte nicht immer nachvollziehen, warum sie in der Vergangenheit so und nicht anders handelte. Aber vielleicht wird Taylor Stevens die weiteren Bücher der Reihe nutzen und ihre Protagonistin mit mehr Leben füllen. Die Ecken und Kanten sind bereits vorhanden.

Von der Norm weichen auch die Handlungsorte ab. „Mission Munroe – Die Touristin“ spielt in Zentralafrika. Ich kann mich nicht erinnern, bisher einen Thriller gelesen zu haben, der in Kamerun oder Äquatorialguinea spielt. Meine Kenntnisse über diese Länder halten sich in Grenzen, dennoch hatte ich den Eindruck, dass Taylor Stevens weiß, wovon sie schreibt. Beim Lesen werden die Menschen und Orte vor dem geistigen Auge lebendig. Doch es herrschen vor allem auch Korruption und Willkür, was die Reise für Touristen so gefährlich macht. Davon lebt dieser Thriller, die ohne den typischen Serienkiller auskommt. „Mission Munroe – Die Touristin“ ist spannend und exotisch. Eine schöne Abwechslung zu den üblichen Thrillern.

Taylor Stevens hat selbst ein nicht einfaches und bewegtes Leben hinter sich. Sie wuchs in einer Sekte auf, wurde als Teenager von ihren Eltern getrennt und lebte in den verschiedensten Ländern. Da ist die Vermutung nicht abwegig, dass dieser Thriller zum Teil von ihren eigenen Erfahrungen inspiriert wurde. Wenn man bedenkt, dass Taylor Stevens keine vernünftige Schulbildung erhielt und als Teenager keine Bücher lesen durfte, ist ihr Debutroman sehr eindrucksvoll.

Sterne: 4 von 5

Deadlocked (Charlaine Harris)

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Sookie kommt nicht zur Ruhe. Felipe de Castro, Vampirkönig von Louisiana, kommt nach Shreveport, um den Tod von Victor aufzuklären. Gleichzeit versucht irgendjemand Eric den Tod einer jungen Frau anzuhängen.

Deadlocked“ setzt da an, wo „Dead Reckoning“ geendet hat. Damit meine ich nicht nur die tatsächlichen Ereignisse, sondern auch die Grundstimmung der Bücher. Die Leichtigkeit der ersten Romane gibt es schon lange nicht mehr. Sookies Leben wird nicht einfacher. Mit jedem Tod eines Familienmitgliedes oder Freundes, mit jeder Verletzung, die ihr selbst zugefügt wird, geht zwangsläufig ein Teil von Sookies Naivität und optimistischer Lebenseinstellung verloren. Somit hat Charlaine Harris mit „Deadlocked“ konsequent das fortgesetzt, was sie spätestens mit „From Dead to Worse“ begonnen hat.

Auch in der Beziehung zwischen Sookie und Eric gibt es Entwicklungen, die sich bereits vorher abgezeichnet haben. Es bleibt abzuwarten, was Charlaine Harris für Sookies Zukunft geplant hat. Ich habe da so meine Theorien, die immer wahrscheinlicher werden…
Manch ein Leser wird über die Entwicklung der Figuren nicht besonders glücklich sein.

Bereits jetzt bereitet Charlaine Harris das große Ende der Reihe vor und führt einige lose Fäden zusammen. So muss sich Sookie beispielsweise von einigen liebgewonnen Freunden verabschieden.

Ich lese die neuen Sookie-Folgen immer noch mit Begeisterung, denke aber auch mit einer gewissen Wehmut an die Anfänge. Zusammen mit Sookie habe ich wie ein kleines Kind im Süßwarenladen diese neue Welt mit Vampiren, Werölfen und Elfen erkundet. Bei jedem Auftritt eines neuen übernatürlichen Wesens war ich begeistert (ich liebe die Mänade!).

Sterne: 4 von 5

Apocalypsis (Mario Giordano)

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Papst Johannes Paul III. tritt zurück und verschwindet spurlos. Einer seiner engsten Mitarbeiter wird ermordet. Der Journalist Peter Adam macht sich auf die Suche nach dem ehemaligen Papst und stößt auf eine Prophezeiung, die die baldige Apokalypse voraussagt. Und er selbst soll dabei eine wichtige Rolle spielen…

Kirchenthriller sind nicht unbedingt mein bevorzugtes Buchgenre. Aber wenn es um Weltuntergang und teuflische Mächte geht, kann ich dann doch nicht widerstehen.

Das Tempo ist rasant und die etwas mehr als 600 Seiten sind relativ schnell gelesen. Wobei ich es nicht schlecht gefunden hätte, wenn an manchen Stellen die Handlung etwas gestrafft worden wäre. Dies hätte dem Buch sicherlich nicht geschadet. Gerade am Anfang habe ich etwas gebraucht, um mich in das Geschehen einzufinden. Der Prolog mit fast 50 Seiten ist da doch ziemlich lang.
Mario Giordano fährt nahezu alles auf, was es an Verschwörungstheorien, okkulten Persönlichkeiten und Mythen gibt. Mir persönlich wäre weniger lieber gewesen. So wirkt der Roman manchmal etwas überfrachtet.

Die männliche Hauptfigur, Peter Adam, war mir ziemlich sympathisch. Glücklicherweise ist er kein omnipotenter Experte für Okkultismus, Verschwörungstheorien oder was-weiß-ich.

Wie es der Titel „Apocalypsis I“ andeutet, handelt es sich um den ersten Teil einer Reihe. Am Ende bleiben einige Fragen offen, die in den folgenden Büchern sicherlich beantwortet werden.

Liebhaber von Kirchenthrillern werden an diesem Roman garantiert ihren Spaß haben und garantiert einen Stern mehr geben. Ich sage „nicht schlecht“ und gebe drei Sterne.

Schnitt (Marc Raabe)

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Gabriel muss sich an die Nacht vor über 30 Jahren erinnern, als er trotz eines Verbots in den Keller seines Vaters stieg und dort eine grausige Entdeckung machte. In der gleichen Nacht wurden seine Eltern ermordet. Jetzt zwingt ihn ein Psychopath, der Gabriels Freundin entführt hat, dazu, sich der Vergangenheit zu stellen.

Die ersten Kapitel von „Schnitt“ haben nicht wirklich dafür gesorgt, dass mein Unwohlsein beim Betreten eines Kellers verschwunden wird. Geschickt baut Marc Raabe Spannung auf und bringt die Phantasie des Lesers auf Hochtouren. Wozu wird der Keller wirklich genutzt? Was hat Gabriel entdeckt?

Was ist überhaupt die Wahrheit und was womöglich die Wahnvorstellung eines psychisch Kranken? Immer häufiger führt Gabriel Zwiegespräche mit dem Helden seiner Jugend, Luke Skywalker. Immer wieder schleichen sich beim Leser Zweifel ein, ob Gabriel wirklich alles das erlebt, was im Buch beschrieben wird.

„Schnitt“ ist rasant, spannend und blutig. Zu keiner Zeit kommt Langeweile auf. Nur manchmal wirkte der Fall etwas zu konstruiert. Insgesamt aber ein ziemlich gelungenes Erstlingswerk.

Sterne: 4 von 5

Das eiserne Haus (John Hart)

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Mehr als zwanzig Jahre ist es her, dass Michael aus dem Waisenheim floh, in dem er und sein kleiner Bruder Julian lebte. Nachdem Julian einen Jungen getötet hatte, der ihn jahrelang gequält hatte, nahm Michael die Schuld auf sich. Jetzt muss Michael seinen Bruder wieder beschützen, denn der Sohn seines Ziehvaters droht ihn zu töten. Michael findet Julian, doch dieser ist in schlimmer Verfassung. Beide werden von ihrer Vergangenheit eingeholt.

John Hart ist ein Autor, den ich mir unbedingt merken muss. „Das eiserne Haus“ ist sein vierter Roman, der in deutscher Übersetzung erschienen ist.

Dabei hätte ich mich fast von den ersten Kapiteln abschrecken lassen. Denn dieses Buch beginnt wie ein Mafiaroman. Doch dann entwickelt es sich zu einem sehr spannenden Familiendrama und Thriller. Ich war wie gefesselt und habe Das eiserne Haus“ an einem Stück durchgelesen.

Interessanterweise drückt man als Leser einem Killer die Daumen. Denn Michael ist der Ziehsohn eines Schwerstkriminellen und hat viele unliebsame Gegner aus dem Weg geräumt. Dennoch ist er zu tiefen Gefühlen fähig. Er liebt seinen Bruder, seinen Mentor und auch seine Freundin, für die er aus dem Geschäft aussteigen möchte.

Wer einen rasanten Thriller abseits von psychopathischen Serienmördern sucht, ist mit diesem Buch bestens bedient. Auch hier geht es blutig und brutal zu. Es wird gemordet, misshandelt und gefoltert. Gerade die Szenen im Waisenhaus sind schwer zu verkraften.

Gut gefallen hat mir, dass ich lange nicht wusste, wie das Buch enden würde. Dabei meine ich nicht die Lösung des Kriminalfalls, denn hier konnte ich bald zumindest einen Teilaspekt erahnen, sondern die Frage, ob die Hauptfiguren ihren Frieden finden würden.

Sterne: 5 von 5

Ewiglich die Sehnsucht (Brodi Ashton)

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Hundert Jahre war Nikki in der Unterwelt gefangen. Für ihre Familie war Nikki jedoch nur einige Monate spurlos verschwunden. Jetzt hat Nikki die Chance, für eine halbes Jahr zurückzukehren und sich bei ihrer Familie und ihrem Freund Jack richtig zu verabschieden.

Dem Leser wird der Einstieg in „Ewiglich die Sehnsucht“ nicht leicht gemacht. Hintergrundinformationen, was die Unterwelt ist und warum Nikki sich dort befindet, werden erst nach und nach gegeben. Außerdem wird auf zwei Zeitebenen erzählt, die Vergangenheit (vor Nikkis Eintritt in die Unterwelt) und die Gegenwart (Nikkis Rückkehr).

Trotzdem habe ich Brodi Ashtons Roman sehr gern gelesen. Denn die Liebesgeschichte zwischen Nikki und Jack hat es geschafft, mich sehr zu berühren. Ich verwende das Wort „süß“ in diesem Zusammenhang äußerst selten, aber die beiden sind wirklich süß.

Schade nur, dass die Nebenfiguren, die durchaus interessant sind, etwas zu kurz kommen.

„Ewiglich die Sehnsucht“ hat eine sehr düstere und pessimistische Grundstimmung. Teilweise fühlte ich mich an den Film Hinter dem Horizont“ mit Robin Williams in der Hauptrolle erinnert.

Nachdem das Ende nicht das von mir erhoffte war, habe ich gleich geschaut, ob der zweite Teil wenigstens schon auf Englisch erschienen ist. Leider muss ich mich hier bis zum nächsten Jahr gedulden.

Wer eine bitter-süße Liebesgeschichte mit neuen Fantasy-Ideen jenseits von Vampiren und Werwölfen sucht, ist mit „Hinter dem Horizont“ bestens bedient.

P.S.: Nikkis Schulkameraden vermuten, dass ihr sechsmonatiges Verschwinden mit einem Drogenentzug zu erklären ist. Beim Lesen hatte ich öfters den Eindruck, dass Nikkis Flucht in der Unterwelt tatsächlich eine Metapher auf Drogenkonsum sein könnte. Schließlich will Nikki vergessen und sich besser fühlen. Nach ihrer Rückkehr muss sie mit „Entzugserscheinungen“ wie Körperzittern kämpfen. Aber vielleicht interpretiere ich auch einfach zu viel in die Handlung hinein…

Sterne: 4 von 5

Der Nachtzirkus (Erin Morgenstern)

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Zwei Magier liegen seit Jahrzehnten im Wettstreit. Sie schließen eine Wette ab, welcher ihrer beiden Zöglinge, Celia und Marco, dem anderen überlegen ist. Schauplatz ist der Cirque des Rêves, der Nachtzirkus, der plötzlich auftaucht und seine Besucher verzaubert.

Erin Morgenstern hat mit „Der Nachtzirkus“ eine magische, phantasievolle Welt geschaffen, in der der Cirque des Rêves, der Zirkus der Träume, im Mittelpunkt steht. Hier gibt tatsächlich Magie und jeder Besucher findet das, was für ihn den perfekten Zirkus ausmacht. Morgenstern schöpft hier aus dem Vollen.

Ich muss gestehen, dass ich nach den ersten Kapiteln einen anderen, blutigeren Handlungsverlauf erwartet hatte. Doch das von mir erwartete Duell fand so nicht statt. Viel mehr übertrumpfen sich Celia und Marco gegenseitig, in dem sie immer weitere neue, spektakuläre Zirkusattraktionen erschaffen.

Morgenstern hat einen Schreibstil, der nicht unbedingt jedem Leser liegen wird. Meist bleibt eine gewisse Distanz zu den Figuren, sie werden neutral und sachlich beschrieben. Dadurch hat die Liebesgeschichte zwischen Marco und Celia für mich auch nicht so richtig funktioniert.

Zwischen den Kapiteln findet häufig ein Wechsel zwischen den Zeiten statt. Das kann beim Lesen zu Beginn etwas verwirren, trägt aber zur besonderen Atmosphäre des Buchs bei.

Sterne: 4 von 5